Skygames

Die Welt hat die Olympischen Spiele – die Trailrunner haben die Skygames!
Eine Woche lang war eine entlegene Region in den Pyrenäen Schauplatz
eines genialen Spektakels.

Skyrunning – „In den Himmel rennen“… Kein Wunder, daß es da steil zur Sache geht!

Die Einladung dieses kanadischen Outdoorbekleidungsherstellers war verlockend – ein paar Tage in den Pyrenäen ihre neue Trailrunningkollektion ansehen, ausprobieren, und ein bisschen da auf neuen Trails rumrennen… Ich also hin!
Das Ganze war jedoch ein abgekartetes Spiel, denn wie sich herausstellte, war die Region Ribagorza Románica Austragungsort der diesjährigen SKYGAMES. Schon am ersten Abend eröffnete mir Arc’teryx Teamläufer Adam Campbell aus Kanada, er könne beim morgigen Vertikalen Kilometer verletzungsbedingt nicht an den Start gehen, und würde mir gerne seinen Platz überlassen. Spätestens jetzt ist der Moment ein paar Worte über diese in Deutschland noch gar nicht so wahnsinnig bekannte Disziplin Skyrunning zu verlieren…
Wie der Name schon sagt, geht es dabei um das Laufen in großen Höhen beziehungsweise vom Tal in die Höhe. Die Menschen laufen schon seit je her auf Berge, früher aus Neugier, zum Schmuggeln, Krieg führen, zum Jagen… Heutzutage ist es für viele eine sportliche Herausforderung. In den Neunziger Jahren begründete der italienische Alpinist Marino Giacometti den Begriff Skyrunning. Für ihn ging es darum, dorthin zu laufen, wo Erde und Himmel sich treffen. Inzwischen gibt es die ISF (International Skyrunning Federation), die bestrebt ist, die zahlreichen Skyraces auf der Welt und ihre zigtausenden Teilnehmer bei der Entwicklung ihres Sports zu unterstützen. Und so sammeln sie in drei Serien je eine Handvoll spektakuläre und prestigeträchtige Rennen. Beim „Vertical Kilometer“ geht es genau 1000 Höhenmeter hoch, bei maximal 5 Kilometer Distanz, möglichst auf dem direkten Weg und so steil, daß sogar der Berglaufweltverband diese Strecke wegen „Unlaufbarkeit“ nicht zulassen würde. Ein „Skyrace“ bewegt sich auf Höhen zwischen 2000 und 4000 Metern und ist zwischen 20 und 30 Kilometern lang. Rennen in der „Ultra Skymarathon“ Serie müssen über 3000 Höhenmetern auf über 42 Kilometern beinhalten. Allen Skyrunning Disziplinen ist zueigen, daß sie sich in technisch anspruchsvollem Gelände bewegen, und daß ausser im Vertikalen Kilometer, auch immer bergab gelaufen wird. Zusammengefasst ist die Skyrunner World Series eine Sammlung krasser Trailruns mit sehr hohem sportlichem Niveau, da hier tatsächlich die Weltelite verlässlich am Start steht. Und die SKYGAMES, die nun in den katalanischen Pyrenäen stattfand, war nicht weniger, als die Weltmeisterschaft der Skyrunner. Sie findet alle vier Jahre statt, und dies war die vierte Ausgabe, mit 2000 Athleten aus 25 Nationen.

Ich bekam somit von Adam die Startunterlagen zur Weltmeisterschaft im Vertikalen Kilometer in die Hand gedrückt. Startnummer 13. Perfekt. Am nächsten Morgen war Start, beste Voraussetzungen: Strahlende Sonne, schon um 9 Uhr eine sengende Hitze, und ich Profi habe die Startnummer im Hotel vergessen, als ich in Eile Journalistenkollegen Bryon Powell aus den USA zum Start mitnahm, der sich auch am Tag vorher noch einen Startplatz ergattert hatte, und nun als einziger sein Land vertrat. Genau wie ich als einziger Deutscher beim VK starten würde – wenn ich es schaffte in diesem lahmen Renault noch vor elf Uhr zurück zum Hotel und wieder zum Start zu rasen. Ich schaffte es tatsächlich, und verpasste meinen bislang ersten Start bei einer Weltmeisterschaft nicht! Da wir ja nur Gäste waren, stellten sich Bryon und ich tatsächlich in die allerletzte Reihe, statt uns bei der Weltelite vorne einzureihen, wozu die Nationalfahnen auf unseren Startnummern uns ja berechtigt hätten. Wir einigten uns stattdessen auf ein internes Duell. Die ISF hatte sich nicht lumpen lassen und eine schier vertikale Strecke in den Berg markiert… Einen Kilometer Höhe in nur drei Kilometern Laufdistanz – ein echter Hammer! Von der Startlinie weg ging es fast nur geradeaus, gelegentliche Serpentinen waren gerade mal wenige Meter lang, als nach der Hälfte der Strecke der Trail aus dem niedrigen Wäldchen auf einen weiten offenen Grashang mündete, in dem sich 500 Einzelkämpfer gegen die immer steiler werdende Rampe warfen. Einzigartig die Atmosphäre – auch das eine Eigenart der Skyraces: sie bewegen mehr Publikum an die Strecke als man sonst bei Trailrennen gewohnt ist. Mitten im steilen Hang standen unzählige begeisterte Zuschauer, die diese Gladiatoren der Schwerkraft den Berg hinaufschrien.Legendär sind die Fotos von Rennen wie Zegama, bei denen Tour-de-France-Atmosphäre an der Strecke herrscht. Genauso sah es auch hier auf der Zielgeraden aus. Die letzten 100 Höhenmeter absolvierten wir inmitten des markierten Korridors der beidseits von jubelndem Publikum begrenzt wurde. Was für ein Finale! Am Tag darauf liefen wir die Strecke dann nochmal, zusammen mit den anderen Journalisten, die wie wir für einen lockeren Presse-Event eingeladen waren. Das Duell gewann übrigens Deutschland vor USA. Beide Male.

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