Lea rennt – diesmal in Madrid

Lea Bäuscher vom Salomon Trailrunning Team berichtet über ihre Reise zum Maratón Alpin Madrileño:

Schon im Vorfeld teilten mir Kenner mit, dass die Spanier in Sachen Trailrunning krasse Typen sind. Sie sollten Recht behalten…

Am 15.6. folgte ich der Einladung des Trailrunning-verrückten Lolo Diez nach Madrid, um dort den Maratón Alpin Madrileño in Angriff zu nehmen. Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse- ein Marathon mit ca. 2650 Höhenmetern rauf und viel entscheidender, auch wieder runter. Dazu muss ich sagen, dass meine Wettkämpfe bisher reine Bergaufläufe waren. Aber man ist ja offen für neue Erfahrungen.

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Foto: 360foto.es

In Madrid gelandet wurde ich bereits herzlich von drei Spanierinnen empfangen, die mich an den Ort des Geschehens „Cercedilla“ ca. 60 km von Madrid bringen sollten. Schon die Kommunikation auf der Fahrt versprach, dass mir ein spaßiges Wochenende bevorstand. Wilde Gesten und Geräusche waren zur Verständigung gefragt. Das Vorurteil, dass wir Deutschen alle Schweinshaxe essen, konnte ich ausräumen. (Diese wurde übrigens mit Grunsen und Fingerzeig auf den Arm dargestellt.)
In Cercidilla angekommen ging es auf die Marathon Expo, bei der sich sofort die familiäre Atmosphäre des Laufes zeigte. Jeder kennt jeden, alle quatschen auf Spanisch wild durcheinander…
Hier hieß es Startunterlagen holen und der technischen Vorbesprechung lauschen. Alle waren schwer bemüht mir genauestens Auskunft zu geben, was mich am folgenden Tag erwartet. Spätestens beim Film über die Strecke wusste ich dann, dass das kein Kindergeburtstag werden wird. Beim technical meeting traf ich auf die beiden Läufer Julien Jorro und Felipe Artigue, die am nächsten Tag auch ins Rennen gehen wollten und bereits wussten, was auf sie zukam. Bei den Beiden erhielt ich dann nach dem Abendessen noch eine Trainingsstunde in Sachen Bergablaufen. Die Treppen unserer Unterkunft dienten als Übungsgelände.

Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht ging es dann am nächsten Morgen gen Cercedilla zum Start. Es war bereist wohltemperiert und so war klar, dass Trinken eines der wichtigsten Dinge sein würde, um überhaupt ins Ziel zu kommen.

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Foto: 360foto.es

Um 8 Uhr fiel dann der Startschuss. Zunächst ging es auf „humanen“ Wegen bergauf und über Singletrails mit diversen natürlichen Hindernissen in ein Dorf, in dem wir jubelnd empfangen wurden. „Das war ja easy,“ dachte ich bei km 10, doch da hatte ich den folgenden Kilometer noch nicht vor Augen. Vor mir tat sich eine Geröllwand auf, die es bis zum Sola Del Mundo zu bewältigen galt. „Hallelujah“, aber solche Anstiege waren mir ja noch geläufig. Auf ca. 2200 Meter angekommen, führte eine gut zu laufende Bergabpassage ca. 400 Höhenmeter abwärts. Zu Übungszwecken rief ich mir meine Trainingsstunde des Vortages ins Gedächtnis zurück. „Be strong in the middle and then bam, bam, bam…“. Weiter ging es bergauf bis zum Pico Peñalara auf 2430 Metern Höhe. Das fiel mir noch alles leicht. Bergauf ging super, bergab kamen die gerade Überholten wieder an mir vorbei. So traf man sich immer wieder. Von Seiten einiger erfahrener Survivor dieses Rennes war ich gebrieft worden, dass es erst ab km 25 losginge mit dem eigentlichen Wettkampf. So versuchte ich mir noch Energiereserven aufzusparen. So ein langes Ding hatte ich nie zuvor gemacht- abgesehen vom Medóc Marathon, wo jedoch das SAUFEN statt das Laufen groß geschrieben wird. So wartete ich permanent auf den Hammermann. Die Bergabpassage hinunter vom Pico Peñalara verlief richtig gut. Da konnte man lange Zeit laufen lassen und ganz plötzlich war da die nächste Wand. Und die galt es im wahrsten Sinne des Wortes hochzuklettern. Ca. einen Kilometer ging es dann auf allen Vieren weiter. Und ich hatte bei den Schneefeldern bereits gedacht, die seien spektakulär. 500 Höhenmeter erkrabbelten die Läufer den Cabeza Menor, um dort wie vielfach entlang der Strecke mit „animo, animo“ angefeuert zu werden. Wie ich später erfuhr, wollten nicht alle Leute mitteilen, dass sie meine Freunde sind, sondern dass das ganze eine Aufforderung allá „nur Mut“ war.
Nun ging es ca. bei Kilometer 30 auf mein letztes Laufstück. Auf dem kurzen Bergabstück merkte ich bereits, dass meine Konzentration nicht mehr die Beste war und dass die Beine mir die Kletterpassage übel nahmen. Und auf nahezu flachem Gelände war es dann vorbei. Es kam ein Stein, der mich zum Stolpern brachte und einer, auf dem ich mit dem Kinn aufschlug.
Mehr möchte ich gar nicht schreiben zu der ganzen Sache. Ich habe Glück gehabt, außer ein paar Schürfwunden war dann letztendlich doch nichts Schlimmeres. Eins gilt es jedoch zu erwähnen. Ich habe eine so tolle und schnelle Hilfe von einem Wanderer, der mich als Erster versorgte, anderen Läufern, den Helfern des Laufes sowie allen Ärzten etc. erfahren, dass ich mich die gesamte Zeit in guten Händen wusste. Vielen Dank dafür.
Und noch ein weiteres, mindestens genauso wichtiges Fazit:
Ich komme wieder und nicht, weil ich noch eine Rechnung mit dem Rennen offen habe, zumal ich wohl wie ich später erfuhr dieses mit großem Abstand anführte, sondern weil es der längste, aber dennoch kurzweiligste, weil abwechslungsreichste Wettkampf war, den ich je gemacht habe.
Ein großes „Gefällt mir“ an dieser Stelle. Ich freue mich auf 2014. Trotz aller Blessuren möchte ich dieses Wochenende nicht missen.

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Fotos: Tierra Trágame/Luis Bonete

3 Antworten : Lea rennt – diesmal in Madrid”

  1. Hallo Lea,

    Ich hatte dich ja gewarnt.
    Schade, dass dein Abenteuer solch ein schmerzhaftes Ende genommen hat.
    Aber toll, das du deine Begeisterung für den Marathon-Trail nicht gleich verloren hast.

    Wünsche die viel Glück für 2014, aber wir sehen uns bestimmt noch vorher.

    Bis dahin erst mal Gute Bessereung, ich hoffe du kannst schon wieder feste Nahrung zu dir nehmen.

    Lieben Gruß
    Gerald

  2. Lea sagt:

    Lieber Gerald,

    so schlimm war es nicht. Breichen gab es nur in der Öffentlichkeit. Das ließ sich dann doch leicher Essen mit dem monströsen Pflaster am Kinn … Feste Nahrung wurde für alle anderen unappetitlich:))

    Ich bin wieder fit … fange morgen wieder richtig mit dem Training an. So lange wollte ich die Beinchen schonen. Hoffe Du bist auch bald wieder richtig fit…ich höre ja stories Deiner Unvernunft-tsstsstss…, pass auf Dich auf.

    Lieben Gruß und gute Besserung.
    Lea

  3. Julien JORRO sagt:

    LEa is already huge that you did. It grew! THE victory was near. But … until you have crossed the line … we did not win! Each experience is good to take. And this summer we will work a bit these technical descents in the Pyrenees! :)

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