Diese Tschechen sind schon krasse Typen… Im Dezember organisieren sie einen Ultratrail mit Start und Ziel in einem Vorort von Prag. Anschliessend geht es jedes Jahr auf einer etwas anderen Strecke durch die Wälder und Felder im Südwesten der Stadt. Dieses Wochenende fand die 20. (!) Ausgabe statt und zur Feier des Tages boten sie diesmal als längste Strecke ganze 145 Kilometer an! Dies alleine ist schon unglaublich, aber noch verrückter ist, dass sich tatsächlich ein paar hundert Leute einfinden, um bei diesen Temperaturen auf den verschiedenen Strecken der absolut rudimentären Markierung zu folgen, ohne ernsthafte Verpflegungsposten oder sonstigen Luxus, den man hierzulande meist geboten bekommt…Ein echtes Abenteuer vor den Toren einer der schönsten Hauptstädte der Welt! Auf der Strecke traf ich auf grundsätzlich gut gelaunte, wenngleich zunehmend müde Kämpfer aller Altersklassen. Ein schneidend eisiger Wind und gelegentlicher Schneesturm unterstützten die Ausgabe 2013 mit etwas visuellem Drama. Und so sah das aus:
Thomas Rosse aus Cottbus war wieder dabei, wir haben uns schon bei der Ice-Edition im letzten Jahr hier kennengelernt (das ist der Typ auf dem ersten Bild mit der gelben Jacke und dem TRAIL Magazin Buff)…
Er hat seine Erlebnisse auf den Prager Wintertrails in einem coolen kleinen Bericht zusammengefasst:
Trailrunning Jahresabschluss – beim 20.Prazka Stovka 2013 im Böhmischen
Trailrunning um die tschechische Landeshauptstadt ist für mich kein Neuland. Bei der letztjährigen Auflage unter extrem kalten Bedingungen war die Gesamtdistanz noch 125 km. Bei Dauerfrost bis zu -14 Grad kein Leichtes.
Dieses Jahr hoffte ich auf eine bessere Vorbereitung und natürlich besseres Wetter. Wie sich herausstellen sollte ist der Dezember kein Garant für Hochdruckgebiete in Mitteleuropa und so machte ich mich mit den Ausläufern vom Sturmtief Xaver auf den Weg nach Prag. Müde am Stadtrand von Prag, wo die Registrierung und der Start erfolgte, angekommen traf ich auch gleich auf 2 deutsche Mitstreiter. Kurz darauf navigierte sich auch der Gripmaster in die Sporthalle ein, wo sich alle Trailrunner einfanden. Kurzer Smalltalk über die Strecke und die nicht fairen Bedingungen die Xaver mitbrachte und so entschloss ich mich mit dem Auto an den Start fahren zu lassen. Nach einer kurzen aber intensiven Spritztour im Gripmobil durch die Prager Nacht zum vermeintlichen Start mussten wir feststellen das nicht nur die Strecke geändert wurde sondern auch das Startareal einen neuen Platz gefunden hatte. Ein wenig planlos, leicht desorientiert und die Startzeit im Nacken suchten wir den Weg zum Start. 4 Minuten vor dem offiziellen Start kamen uns einige Läufer entgegen. Perfekt durch Stephan lanciert und noch reichlich 3 Minuten bis zum Start, war noch genug Zeit den Rucksack zu optimieren und die Stirnlampe zu positionieren. Nach dem Start von fast 300 Trailern durch ein Neubaugebiet im südlichen Stadtteil Modřany ging es recht schnell über teils gefrorene Feldwege und matschige Singletrails in die Wälder des Prager Südens. Nach einigen Kilometern mit Beginn der Anstiege selektierte sich das Feld zunehmend. Zu der Zeit traf ich Ulf wieder, einer der wenigen Deutschen die ich in der Sporthalle kenne gelernt habe. Im Dunklen, teils mit heftigen Schneestürmen, versuchte ich mich an ein paar Läufer heran zu heften bei denen ich das Gefühl hatte sie würden den Weg durch die Nacht gut kennen. Bis auf ein paar kleine Fehltritte und den damit verbundenen zusätzlichen Metern funktionierte diese Strategie gut. Auf den exponierten Höhenlagen und auf den freien Feldern war der Schneesturm so heftig, das die Navigation über eine Wanderkarte und die Wanderschilder unmöglich wurde. Ja, man erkannte kaum den Weg und war der Hoffnung ausgesetzt möglichst die richtige Richtung einzuschlagen. Müdigkeit setzte bei mir schon recht zeitig ein, trotz körperlicher Höchstarbeit hatte ich große Probleme die Augen offen zu halten. Mit Ulf war ich nun schon seit einigen Kilometern ein gut eingespieltes Team. Auf den Berganpassagen setze er sich meist leicht von mir ab, damit ich in den Downhills wieder aufschließen konnte. Auf den Flachstücken war dann meistens Zeit auch ein bisschen zu quatschen. Zu einer Zeit als mich die Müdigkeit wieder einmal überkam entschloss ich mich aufgrund von noch anderen Faktoren die lange Distanz von 145 km auf 80 zu reduzieren und lieber auf dieser Strecke ein ordentliches Ergebnis abzuliefern. Auf Selbstzerstörung hatte ich nach gut 20km keine Lust und gute 50 km lagen ja selbst noch für die 80 km vor uns. Nachdem wir bei Kilometer 25 die Moldau überquerten, trafen wir den Herrn Repke wieder, welcher mit vollem Fotoequipment tolle Bilder vom Lauf machte. Zu dieser Zeit lagen wir sehr gut auf Kurs und immer in den Top 30. Irgendwann, mitten in der Nacht, als der Sturm besonders heftig war, liefen wir auf Lazlo Barta auf. Lazlo, ein ungarischer Dauerbrenner, der fast jeden Lauf im nahen Osteuropa schon gefinished hat. Diese Troika sollte sich für uns Beide als Glücksgriff erweisen. Lazlo navigierte uns ohne auch nur einmal anzuhalten, dank GPS-Gerät, durch die verschneiten Wälder Böhmens. Da das Teilnehmerfeld schon ziemlich auseinandergezogen war und kaum noch Stirnlampen den Weg weisen konnten, befanden wir uns hier in bester Gesellschaft. Nach der ersten Verpflegungsstelle bei km 25 waren wir froh nach weiteren 30 eine warme Suppe in einer Gaststätte einnehmen zu dürfen und uns ein wenig aufzuwärmen. Es war bereits 4 Uhr morgens und unser Focus lag nur darauf dem Ungarn und seinen Navigationskünsten solange wie möglich folgen zu können, nur so würden wir problemlos durch die Nacht kommen. Ulf fragte mich zwischenzeitlich ob wir es auch ohne Lazlo schaffen würden den Weg zu finden um ein wenig das Tempo zu drosseln. Ich antwortete darauf, dass wir nach Sonnenaufgang gerne unseren eigenen Stiefel laufen könnten, aber so lange es dunkel ist sollten wir uns auf Gedeih und Verderb an seine Fersen hängen, es waren ja nur noch 2-3 Stunden. Die Nacht war noch nicht zu Ende da fiel mir auf das es auf einmal total windstill geworden war und der Himmel den Blick auf die Sterne frei gab. Die Temperaturen sanken dementsprechend tiefer in den Keller und die aufgehende Sonne konnte dies in den Morgenstunden auch nicht ändern. Zu allem Überfluss gesellten sich ca. 18 km vor dem 80km Checkpoint zwei weitere Ungarn und ein Tscheche zu uns. Das hohe Tempo wurde nun straffer und bergauf hatte ich nun erhebliche Probleme zu folgen. Die Kraft die ich aufbringen musste um die verlorene Distanz in den Downhillpassagen und in den Flachstücken zu kompensieren, um nicht alleine im Wald zu stehen, war enorm. Ich wusste, dass ich bei diesem Tempo keinen Meter weiter als die 80km wollte. Am vorletzten Berg, kurz vor Králův Dvůr war es dann um uns geschehen. Im Anstieg konnte ich nicht mehr folgen und hatte auf den letzten 7 km bei Tageslicht auch nicht mehr die Ambitionen darauf. Ulf ging es ähnlich und so trabten wir die letzten Kilometer in die Sporthalle von Králův Dvůr. Mit der Zeit von 11.42 Stunden für die Distanz bei 2650hm waren wir mehr als zufrieden. Auf weitere 65 km für die Jubiläumsausgabe des Prazka Stovka hatte ich zu diesem Zeitpunkt kein Interesse mehr. Meine Komfortzone hatte ich auch schon bei der Bambinidistanz verlassen und war froh dieses Mal keine weiteren 12 Stunden in der noch so schönen aber kalten und nassen Umgebung verbringen zu müssen. Auf der Rückfahrt zum Ausgangspunkt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hatten wir dank einer bunten internationalen Truppe viel Gesprächsstoff.
Fazit: Wer auf der Suche nach einem Trailrunningabenteuer in Mitteleuropa mit viel Autonomie ist, mit den Naturgewalten im Dezember spielen mag und sich mit den einfachsten aber voll ausreichendem Servicepacket begnügen kann, der ist beim Prazka Stovka gut aufgehoben. Bei einem Startgeld von nur 300 CZK (ca. 12€) und guten Verkehrsanbindungen ist Prag auch im Dezember eine Reise wert.
Web-Link: http://www.dalkovepochody.cz/ps.htm
Wow! Awesome pictures! Having been there myself I just help from shivering again going through these snapshots, as if the chill of the first night visualizes once again….. though seated comfortably in a well-heated room now
Thanks so much!!
Great pictures!
It seems that you took photos at fields in the beginning and also on a bridge across Vltava river in Davle. Did you upload rest of captured pictures somewhere on the web?
I just ask cause it would be nice to find myself on any picture and I am pretty sure that I heard camera shooting on the bridge. =)
All the best.
Hey David, yes that was probably me on the bridge in Davle!.
There is some more pictures, I will try and upload a second album sometime soon… can’t promise you’re in it, but may well be the case… light wasn’t very easy during that night of course.. stay tuned!
Gripmaster
genial!!! nächstes Mal komme ich mit;))